Wie steht es um die Schweizer ICT-Reseller wirklich? Um die ungeschminkte Wahrheit zu erfahren, besucht das Concerto-Team zurzeit verschiedene Reseller. Was welchen Händler freut oder belastet, erfahren Sie in der Serie „Channel Talk unplugged.“ Daniel Rossi hat Albert Roth von der AROA Informatik AG besucht, welcher neben dem Online-Shop auch IT‐Beratungen und IT‐Services anbietet. Als Mitglied der Geschäftsleitung weiss Roth, wo der Schuh das KMU drückt.

Die Meinung der Reseller in der Schweiz ist ProSeller wichtig. Wollen Sie ebenfalls mitteilen, wo Sie der Schuh drückt? Dann melden Sie sich gleich hier an:

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Daniel Rossi: Gibt es einen Hersteller mit dem Sie sehr zufrieden sind und warum?
Albert Roth: Ja, oxaion und G DATA, beides deutsche Software-Hersteller. Der Support bei diesen Software-Herstellern ist top. Hier hat man gemerkt, dass Auskunft und 1a-Support das A und O des Erfolges sind.

Gibt es auch einen Hersteller mit dem Sie gar nicht zufrieden sind?
IBM und HP: Die Unterstützung für kleine Reseller im Bereich Verkauf für kleine Unternehmen ist schwach. Es scheint, als würden sie hier keinen Umsatz mehr machen wollen. Meiner Meinung nach sind die KMUs, aber vor allem die K-Betriebe in der Schweiz zu wenig interessant für die grossen Player. Aber auch bei HP klemmt es.

Concerto Channel Talk unplugged / Albert Roth von Aroa Informatik

Albert Roth von Aroa Informatik

Gibt es einen Distributor mit dem Sie sehr zufrieden sind?
Ja, ALSO und Tech Data – diese bieten sehr gute Unterstützung im Sales-Management.

Mit welchem Distributor sind Sie gar nicht zufrieden?
Mit Brack und Digitec – toll in der Vielfalt, meiner Meinung nach aber teils «kitschig» in der Werbung. Aber das ist ja bekanntlich Ansichtssache ;-)

Gibt es einen Produktsektor, wo die Marge für Sie noch stimmt?
Nicht wirklich. Das müssen wir nun mit den Dienstleitungen kompensieren. Die tiefen Margen können nur noch die Grossen mit ihren grösseren Einkaufsmengen tragen. Anders funktioniert es vielfach gar nicht.

Was halten Sie generell vom Online-Handel?
Ich halte sehr viel vom Online Handel, da dies die Zukunft mit einem riesigen Potenzial ist. Die Security wurde jedoch in diesem Bereich verschlafen oder unterschätzt. Es gibt sowohl Fake-News wie auch Fake-Shops. Im Bereich der User-Konto-Prüfung besteht ein grosser Aufholbedarf.

Was halten Sie von den Online-Preisvergleichsplattformen wie zum Beispiel Toppreise.ch?
Für die Kunden sind die Preisvergleiche extrem wichtig – für uns sind diese jedoch weniger vorteilhaft. Vor allem, weil da die Kunden nur abchecken, welches das günstigste Produkt ist. Dabei vergessen sie aber sehr oft die von ihnen benötigte Konfiguration, sprich die Optionen.

Wie beurteilen Sie ausländische Online-Anbieter wie zum Beispiel Amazon?
Ich halte diese für notwendig, weil vieles nur so verfügbar ist. Wenn ich jedoch zum Beispiel in Google nach einem Produkt suche, sind auf den ersten Seiten vielfach nur Angebote von Amazon und Ebay gelistet. Es sollte eine „exclude“-Suchfunktion für Anzeigen geben ;-) Auch erkennt man heute oft nicht mehr, wo ein Anbieter ansässig ist. Nur weil der Webshop oder die Webseite mit .ch endet, heisst es noch lange nicht, dass dieser auch aus der Schweiz kommt.

Sehen Sie hier eine Bedrohung für den schweizerischen Markt?
Ja, sehe ich. Erstens warten wir in der Schweiz immer zuerst mal ab und zweitens haben wir das Gefühl, wir können mindere Qualität einkaufen, und diese dann als Qualität verkaufen. Viele haben hier ein sehr kurzfristiges Denken.

Wie sind die letzten Geschäftsjahre verlaufen und wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
Die letzten Geschäftsjahre sind gut, aber nicht so gut wie gewünscht verlaufen. Die Weiterentwicklung schätze ich aber trotzdem positiv ein.

Was ist Ihr „Erfolgsrezept“ im Kampf um Marktanteile?
Durchhaltevermögen, Innovation und positives Denken.

Haben Sie neue Dienstleistungen oder Produkte im Angebot?
Ja, im Bereich Datenschutz, Datenkontrolle. Wenn jemand ein Objekt, zum Beispiel ein Dokument erstellt, soll dieser immer wissen, wo sich dieses befindet und jederzeit bestimmen können, was mit diesem Dokument gemacht werden darf, zum Beispiel ob es ausgedruckt werden oder nur angezeigt werden darf. Der „Ersteller“ kann das entsprechende Dokument auch jederzeit wieder sperren – egal, wo es bzw. er sich befindet. Das Dokument ist so unter Kontrolle, ausser wenn dieses abfotografiert wird. Doch auch hier könnte ein Code eingebettet werden, welcher dann permanent im Netz gesucht wird, um eine Weiterverbreitung zu stoppen. Diese Sicherheit von innen nach aussen hebt uns auch von der Konkurrenz ab.

Expandiert Ihr Unternehmen in der nächsten Zeit?
Nein, vorgesehen ist es nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Haben Sie schon einmal über eine Nachfolgeregelung nachgedacht?
Ja, jedoch suchen wir aktuell niemanden.

Wie sehen Sie den aktuellen Business-Trend?
In der heutigen Zeit muss man mutiger werden und bereit sein, wieder mehr Risiken einzugehen. Dazu ist Unternehmergeist ebenso wichtig wie der Verzicht auf Freizeit und ein gesichertes Einkommen.

Haben Sie noch einen guten Witz oder einen Spruch, den Sie uns gerne mitteilen möchten?
Ein Kunde ruft bei der Hotline von Windows an. «Ich habe Windows 10 installiert.»
Hotline: «Ja, ich verstehe.»
Kunde: «Ich habe ein Problem!»
Hotline: «Ja, das erwähnten Sie bereits!»
:-)