Druck auf Preise sorgt für Stress
Ausländische Plattformen sorgen für zusätzliche Kampfpreise im Schweizer Markt bieten aber nicht unbedingt eine bessere digitale Transformation bei den Kunden.
Schweizer Reseller mit schwachen Zahlen im Juli 2024
Die im Juni zögerlich begonnene Erholung hat sich leider nicht fortgesetzt. Der Juli liegt um -11% unter dem Juni, was mit Beginn der Sommerferien durchaus saisonal üblich ist. Dass der ICT-Markt mit seinem bereits sehr tiefen Niveau noch weiter sinken konnte ist überraschend.
Im Juli wurden wieder grosszügig Rabatte gewährt als Reaktion auf aggressive Angebote von grossen Wettbewerbern und Marktplätzen. Der Preisrückgang von -7% auf 6 Monate ist eindrücklich. Nimmt man die längeren Vergleichswerte wird es noch deutlicher. So gingen die durchschnittlichen Preise im ICT-Markt auf 12 Monate inzwischen um -13% zurück und über 24 Monate sind es satte -22%.
Jeder Händler weiss, dass in einem Markt mit spürbar sinkenden Preisen die Käufer gerne einmal abwarten und Entscheidungen verschieben. Diese Preis-Absatz-Spirale hat leider noch nicht seinen natürlichen Boden gefunden, zumal ausländische Anbieter mit offensichtlich besseren Einkaufskonditionen in den Schweizer ICT-Markt drängen.
Digitalisierung von Geschäftsprozessen ungebremst
Der starke Franken macht die Schweiz für Verkäufer immer interessanter und setzt einheimische Anbieter aber auch deren Kunden unter Druck. Um als Schweizer Unternehmen Wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die eigene Effizienz kontinuierlich gesteigert werden. Die Optimierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen ist dabei seit langem ein wichtiger Erfolgshebel und bleibt es auch in Zukunft.
Auch wenn in den Medien künstliche Intelligenz (AI) und andere Cutting-Edge-Technologien im Fokus stehen, wird der operative Erfolg letztlich über die Basis-IT erreicht. Erst integrierte Systemlösungen für die täglichen einfachen Arbeiten, die wartungsarm, bezahlbar, bedienbar und langlebig sind sorgen für die nötigen Effizienzsteigerungen. Gewährleistung von IT-Security und Dokumentation runden das Bild ab.
Lean IT als Erfolgsstrategie
Risiko-Management und Investitionsrechnungen sind in IT-Funktionen bereits weit verbreitet, bekommen aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und dem Ausscheiden der Baby-Boomer aus den Organisationen zusätzliche und entscheidende Bedeutung.
Prozess-Stabilität, Investitionssicherheit, Betriebssicherheit, einfache Schulung neuer Mitarbeiter und Nutzung auch bei Remote-Arbeit und Workation sind neben der reinen Prozess-Effizienz durch IT die Eckpfeiler für IT-Verantwortliche. Zwischen diesen gleichwertigen Anforderungen gilt es die richtigen, individuellen IT-Lösungen auszuwählen, zu implementieren, zu betreiben und weiterzuentwickeln.
Die Einkaufspreise von Hard- und Software bleiben weiterhin wichtig, zunehmend an Bedeutung wird aber die Gesamtkomplexität und diese auch im Griff zu behalten. Ein Punkt dabei ist, aktiv und konsequent den unkoordinierten Wildwuchs in der Beschaffung zu unterbinden. IT-Wartung und IT-Sicherheit wird um ein Vielfaches einfacher, wenn die User eher gleiche oder zumindest ähnliche Systemumgebungen verwenden. Das ist nicht neu, muss aber im Zeitalter ausufernder Rabattschlachten jedem Entscheider und Budgetverantwortlichem immer wieder aufgezeigt werden. Weniger ist mehr – und scheinbar billiger wird letztlich oft sehr teuer.
Thomas Czekala
Senior Partner
ProSeller AG
thomas.czekala@proseller.ch
Thomas Czekala ist Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat in diversen Rollen als Controller und Data Analyst gearbeitet. So z.B. als Group Controller der Scout24 AG und CFO der JobScout24 International AG. Er ist als Gesellschafter, Beirat, Verwaltungsrat und Consultant in verschiedenen Branchen aktiv und hat dadurch Einsicht in viele aktuelle Trends.
Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index ist ein Service der ProSeller AG, die mit der Applikation Concerto unangefochten der grösste B2B Online-Marktplatz für ICT-Artikel in der Schweiz ist. Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Beschaffungsaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung von Concerto und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,2 Mrd. CHF bzw. rund 20 TSD Abfragen pro Tag. Concerto bündelt und harmonisiert täglich die aktuellen Daten von mehr als 60 angeschlossenen Distributoren mit über 1.3 Mio. verfügbaren Artikeln von über 7’000 Herstellern. Für über 2‘300 Einkäufer und damit 90% aller relevanten Schweizer ICT-Reseller stellt „Concerto“ damit seit 2001 das digitale Rückgrat ihres Ein- und Verkaufs von ICT-Artikeln dar.
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