Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber der Mai lässt die IT-Reseller zumindest aufatmen… Die übliche Saisonalität scheint dieses Jahr ausser Kraft gesetzt: das normalerweise im Mai beginnende Sommerloch startet im 2015 später. Der Mai liegt mit 87 Punkten sogar leicht über dem Aprilwert (85 Punkte) und „nur noch“ -8% zum Vorjahreswert (95 Punkte). Das ist zwar immer noch eine insgesamt nicht erfreuliche Entwicklung, aber im Vergleich zum Aprileinbruch von -23% zum Vorjahr schon fast beruhigend.

Schaut man sich im Mai die Nachfrageentwicklungen zum Vorjahr in den einzelnen Kategorien an, so gibt es folgende Verliererliste: Computer mit -12% an der Spitze vor Software, Verbrauchsmaterial und Storage mit je -7% sowie Zubehör -4%. Im Mai konnten aber auch einige Kategorien mehr Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr erleben und deutliche Zuwächse beim Reseller zeigen. Netzwerkkomponenten hatten mit +18% und Peripheriegeräte mit +6% einen besseren Mai als im 2014.

Die Umsatzverteilung beim Reseller hat sich auch im Mai 2015 weiter in Richtung Peripherie, Zubehör und Netzwerkausstattung entwickelt, so dass dieser Sortimentsbereich nun 38% zum Geschäft beträgt. Computer bleiben mit einem Umsatzanteil von 37% weiterhin sehr stark, sind aber nicht mehr die grösste Abteilung im Laden.

Umsatzentwicklung seit Januar 2015

Nach den turbulenten ersten fünf Monaten im 2015 stellt sich die Frage, wie dieses Jahr bislang insgesamt verlaufen ist und in welchen Produktkategorien sich der Umbruch besonders bemerkbar macht.

ICT Reseller Index Mai 2015 / EntwicklungDer gesamte Umsatz Januar bis Mai liegt im Vergleich um -11% unter dem Vorjahr. Das sind gewaltige Einbussen, die verkraftet werden müssen. Die klassischen IT-Hardware-Produkte und -Systeme verlieren hier am meisten.

Daneben gibt es aber auch Sortimentsbereiche, die zum Vorjahr im Gesamtumsatz zulegen können: Displays, Projektoren, aber auch Zubehör und Netzwerk-Komponenten können neben Multifunktionsdruckern den Umsatz steigern.

Im Jahresvergleich haben sich auch die Preise verändert. So werden z.B. im Bereich Displays und Projektoren im Wesentlichen die höherwertigen Produkte verkauft. Bei Druckern überkompensiert der gestiegene Absatz die niedrigeren Preise zu einem Umsatzanstieg. Bei IT-Hardware sorgen sinkender Absatz und Preise gemeinsam für eine Umsatzeinbusse von -38%, während bei IT-Systemen die Preise eher konstant sind und der Absatzrückgang alleine den drastischen Umsatzeinbruch von -69% schafft.

 

Stimmen zur Situation aus dem IT-Reseller-Netzwerk

„… mit dem Verkauf allein über den Preis machen sich vor allem die Grossen gegenseitig kaputt.“

„Einige haben die Preise so stark gesenkt, dass keine Marge bleibt. Dafür haben sie jetzt aber viel zu tun …“

„Reine Ladenkunden gibt es immer weniger. Privatkunden wechseln exponentiell auf Onlineshopping.“

„Privatkunden kommen kaum, ausser für Reparaturen. Im B2B sieht es eher normal aus, es wird viel in Prozessoptimierung investiert.“

„Bei den Kunden geht es vielfach nur noch um den Preis, selbst eine Preisdifferenz von 2 Franken führt zu Diskussionen, wobei sie dann aber auch noch den vollen Service erwarten.“

„Das Online-Shopping ist eine grosse Chance: oft können Virenscanner, Backup-Software usw. nicht selber installiert werden und dann brauchen sie die kompetente Servicestelle vor Ort.“

„Der Verkauf von Hardware läuft sehr harzig. Es ist gut, dass wir Dienstleistungen anbieten. Dort brummt es.“

„Unsere Chancen als Reseller sind Datensicherheit, Backups und Netzwerke. Hier muss man Kompetenz haben.“

„Als Reseller muss ich jetzt mehr Allrounder sein mit Fullservice für Kunden, die mit IT nichts am Hut haben.“

„Cloud-Anwendungen sind noch sehr jung und viele werden noch Datenverlust und Hacker-Attacken erleben, insbesondere wenn die Cloud irgendwo bei einem unsoliden Dienstleister im Ausland liegt. Es wird ein guter Markt sein, Cloud-Rechenzentren in der Schweiz zu betreiben.“

 

Thomas Czekala, Verwaltungsrat ProSeller AGThomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG

 

Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.