ICT-ReSeller-Index: Hat der Abwärtstrend ein Ende?
Im 2017 bisher oft erfreuliche Zahlen
Viele Tage im 2017 lagen über Vorjahr. Bei Betrachtung des Index auf Tagesbasis ist diese doch als positiv zu bewertende Situation gut zu erkennen und so in den letzten Jahren bislang nicht vorgekommen. Es gibt im 2017 viele Tage und auch längere Phasen die zum Teil deutlich über den Vorjahreswerten liegen. Leider gibt es aber auch entsprechende Tage unter den Vorjahreswerten, so dass kumuliert und als Saldo betrachtet das Jahr 2017 fast 1:1 wie 2016 verläuft. Bessere und schlechtere Tage kompensieren sich fast vollständig und es wird spannend, ob wir uns schon auf einem neuen Plateau im Gesamtgeschäftsvolumen befinden.
In den Vorjahren war dies durchweg anders. Kaum ein einzelner Index-Tages-Wert konnte in den Jahren bis 2016 über dem entsprechenden Vorjahreswert gemessen werden und wenn, dann ausgelöst durch extreme Sondersituationen (z.B. Währungsschock Januar 2015). Analog verloren die ICT-Reseller kontinuierlich Jahr für Jahr Handelsumsätze und damit Relevanz für dieses Geschäftssegment.
Was ist das ICT-Reseller Rezept dafür?
Der Reseller hat offensichtlich eine neue Positionierung und bessere Strategie gefunden. Im Durchschnitt sind die vom Reseller von Januar bis Mai 2017 verkauften Artikel um 4,1% teurer als noch 2016. Auch das war in den Vorjahren anders. Viele ICT-Reseller konnten sich entsprechend ihren jeweiligen Anwendungsspezialitäten ergänzende Artikel ins Sortiment holen, welche auch zunehmend höherwertig sind. Dieser Artikelbereich sorgte im Durchschnittspreis innert Jahresfrist für eine Steigerung um bis zu 57,9% – und das bei steigenden Mengen. Wie bereits häufiger hier erwähnt, wächst der Anteil des Sortimentsbereichs „Andere Artikel“ beim Reseller seit langem.
Darüber hinaus kann der Reseller zunehmend Komponenten mit höheren Preisen verkaufen (+22,7%) und hier im Umfeld seiner Servicedienstleistungen auch die passende Hardware mitliefern. Der Artikelbereich Storage ist wieder etwas speziell. Hier hatten wir bereits im März-Report erwähnt, dass die Hersteller mit Macht und höheren Preisen versuchen die neueste Generation an Speichertechnologie in den Markt zu bekommen. Leider fehlen noch (?) der Bedarf und damit die Nachfrage dafür, so dass zwar der Durchschnittspreis pro Artikel steigt (+ 15,2%), dies aber bei fallender Menge.
Und wie geht es jetzt weiter?
Die ICT-Reseller stellen sich dem Wettbewerb. Artikelbereiche, die sich heute leichter über andere Kanäle (u.a. online/offline Retail, Ausland, Direktgeschäft) beziehen lassen, sind auch beim Reseller im Preis unter Druck. Insbesondere Software (-25,5%; vergl. ICT-Reseller-Index Report März) Peripherie (-14,1%) und Zubehörartikel (-11,4%) wären hier zu nennen.
Mit seiner Dreibeinkompetenz kann sich der ICT-Reseller vom Retail, Direktgeschäft und reinen Webshop zunehmend abgrenzen. Die Beratung, die Beschaffung von HW & SW und der Service, alles wie versprochen zum Leben zu erwecken, sind gerade in komplexen Fragestellungen die Hoheitsgebiete des Resellers. Einfache Lösungen und Commodities werden woanders bezogen. Wer das akzeptiert und interessante Nischen besetzt, der hat als Reseller seine Hausaufgaben für heute gemacht. Will er auch in Zukunft erfolgreich sein, so muss er sich aber weiter auf grundsätzlich neue Wettbewerber einstellen. Er sollte seine Transformation als laufenden Prozess verstehen, denn noch ist kein Ende der Veränderung in Sicht oder absehbar.
Thomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG
Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.
Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Suchaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung der Concerto-Software-Suite und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,5 Milliarden Franken bzw. rund 20’000 Abfragen pro Tag.
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