ICT-ReSeller Index: Im Juli lichtet sich der Nebel

Der Indexverlauf in 2017 verläuft auch im Juli stabiler und weniger sprunghaft als in früheren Jahren. Mit nun vier Monatswerten von insgesamt sieben über dem Vorjahr bleibt der kumulierte Verlust mit bislang -3% weiter eher gering. Der Channel kann zwar insgesamt auch im 2017 kein Wachstum verbuchen, der massive Rückgang der letzten Jahre scheint aber nun zumindest abgebremst worden zu sein.
Ein Blick in die Details zeigt kleine, erfreuliche Lichtblicke
- Steigende Preise: Die Preisveränderung zum Vorjahr beträgt stattliche +7,3%. Der Durchschnittspreis der gehandelten Artikel steigt im Juli auf CHF 574 (im Vormonat noch CHF 568). Dies ist besonders erfreulich, weil diesbezüglich sonst immer von Juni auf Juli ein Rückgang zu beobachten war.
- Computerverkauf stabiler: Mit +10% über Vorjahr und +1% zum Vormonat schlägt sich das Kerngeschäft beim ICT-Reseller erfreulich gut. Hierdurch konnte sich der Umsatzanteil im Monat für diesen Sortimentsbereich auch auf 35% leicht erhöhen.
Wo Licht ist, da ist auch Schatten
Preiskampf bei Commodities: Verbrauchsmaterial, Peripherie und ICT-Zubehör können immer mehr nur noch über den Preis verkauft werden. Der ICT-Reseller hat aber gegen die grossen Retailer mit ihren Volumenvorteilen auf diesem Gebiet kaum eine langfristige Chance.
- Software verabschiedet sich: Mit nun noch 2% Anteil am Gesamtumsatz kann der Sortimentsbereich Software fast schon zur Ausmusterung antreten. Direktgeschäft, Online-Applikationen und der Trend zur Cloud machen es dem Reseller auf diesem Gebiet schwer, bzw. sorgen dafür dass Software kaum noch über den Distributor als Ware gehandelt wird. Dieses digitale Produkt verkürzt also die Supply Chain und geht zunehmend direkter in Richtung Kunde. Bücher und Musik haben es im B2C-Bereich bereits lange vorgemacht. Die Frage lautet nur noch, wann und wer für Software die Flat-Rate-Plattform á la Spotify für Musik oder Amazon für Bücher anbieten wird.
Fakten akzeptieren und die eigene Transformation einleiten
Die Zeichen der Zeit werden immer deutlicher sichtbar: Was digital möglich ist, das wird über kurz oder lang auch digital passieren. Und – wer früher bei „lang“ noch in Jahrzehnten gedacht hat, der muss heute mit Jahren oder eher Monaten rechnen. Der Kunde lernt schneller als erwartet und er wird immer mündiger. Er sucht echte Partner, von denen er Flexibilität aber auch Professionalität erwartet.
Wer „IT-as-a-Service“ bis zum Ende durchdenkt, kann erkennen, dass nur noch „Service“ übrig bleibt. Alle hierfür nötigen Prozesse müssen soweit wie möglich digitalisiert werden, um sich so viel Zeit für den Kunden zu verschaffen, wie möglich. Wer weiter manuell Schnittstellen pflegt, Aufträge manuell erfasst oder Bestellungen manuell auslöst und verfolgt, dem fehlen wertvolle Stunden im Kundenkontakt.
Wer selber nicht das isst, was er für andere kocht, der kann nicht mehr ernst genommen werden und verschwindet. Wer diesen Weg alleine gehen will, hat ebenfalls verloren. Selbst grosse Firmen haben begriffen, sich passende Vollprofis für technische Nischen zu suchen, weil heute keiner mehr gross genug ist, um alles zu können.
Welche Fallstricke, Optionen und Fähigkeiten mit dieser Veränderung verbunden sind haben wir mit den ProSeller-Kunden ausführlich diskutiert. Gerne verweise ich an dieser Stelle auf unsere Kommentarserie zur Digitalen Transformation „Weg oder Ziel„, in der die Ergebnisse dieser Diskussionen in übersichtlichen Häppchen aufbereitet vorliegen.
Thomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG
→ Bericht CE today
→ Bericht Inside Channels
→ Bericht IT-Markt
Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.
Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Suchaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung der Concerto-Software-Suite und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,5 Milliarden Franken bzw. rund 20’000 Abfragen pro Tag.
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