ICT-ReSeller-Index: Juni 2015 – Back to normal?
Kurz vor dem Sommerurlaub scheint sich die angespannte Lage beim Reseller wieder zu beruhigen. Der Juni 2015 ist mit einem Indexwert von 90 Punkten mit -4% nur noch leicht unter dem Juni des Vorjahres und kann gegenüber dem Vormonat sogar leicht zulegen (+3%).
Damit scheinen die Zahlen nach den starken Ausschlägen der ersten Monate 2015 nun wieder das normale und gewohnte Umfeld zu zeigen. Dieses ist für die meisten ICT-Reseller aber schwierig genug.
Der Wechsel im nachgefragten Sortiment ist weiter sichtbar und muss vom Reseller umgesetzt werden. Computer und Speichermedien laufen nicht mehr wie früher und die Kunden wollen mehr Zubehör, Peripherie-Geräte und Netzwerk-Unterstützung. Diese drei wachsenden Produktkategorien stehen aber zusammen mit dem schrumpfenden Kernsortiment Computer weiter für fast 3/4 des ICT-Geschäfts.
Die Chancen für die Reseller liegen in der Vernetzung der Komponenten inklusive Cloud-Services, der Umsetzung von Security-Konzepten und der Konfiguration der Anwendungen. Die von den Kunden gesuchte Fachberatung und die bezahlten Dienstleistungen helfen den Resellern, sich gegen die preisaggressiven Online-Shops und beratungsschwachen Handelsketten abzugrenzen. Die Optimierung des eigenen Webshops soll das Geschäft weiter absichern. So zumindest formulieren es die von uns befragten Reseller.
Nach Abschluss des ersten Halbjahres darf eine erste Zwischenbilanz für 2015 erlaubt sein. Im Jahresvergleich von 2015 zu 2014 liegt der gesamte ICT-Reseller-Umsatz der Monate Januar bis Juni um 10% unter dem Vorjahr. Das ist leicht besser, als die -11% vom Januar bis Mai im letzten ICT-ReSeller-Index.
Die generelle Struktur bleibt aber bestehen und es gibt Gewinner und Verlierer: Peripherie-, Netzwerk- und Zubehörartikel wachsen im Umsatz mit 4% bis 6%. Komponenten, Verbrauchsmaterial und Software verlieren zwar mit bis zu -7%, steigern aber ihren Anteil im Sortiment, da der Gesamtumsatz mit -10% noch mehr fällt. Computer, Speicher und das Restsortiment sind die bekannten Sorgenkinder des Resellers mit dramatischen Umsatzverlusten von bis zu -27%.
Schaut man sich die einzelnen Monate 2015 an, so fallen der extrem gute Februar und der extrem schlechte April auf. Einzig der Februar lag über dem Vorjahr, aufgrund der bekannten Preisturbulenzen nach dem 15. Januar.
Die im März und April massiven Verluste führen dann auch massgeblich zur jetzigen kumulierten Situation von -10% beim momentanen Jahresumsatz. Seit Mai scheint sich die normale Jahres-Saisonalität wieder einzustellen, was insgesamt etwas beruhigend sein dürfte.
Stimmen zur Situation aus dem IT-Reseller-Netzwerk
- „… Die aktuelle Lage im Produktgeschäft ist gar nicht so schlecht, wie überall geschrieben wird.“
- „… Die Chancen, zukünftig gute Geschäfte mit Dienstleistungen zu machen, sind sehr vielversprechend.“
- „… Kunden investieren in bessere Prozesse: IT-Software und Projektmanagement ist stark gesucht.“
- „… Kunden werden noch mehr Services und qualitativ hochwertige Dienstleistungen von uns wollen. Hier müssen wir uns noch besser qualifizieren und uns wohl intern neu aufstellen.“
- „… ein Grossteil des Produktverkaufs wird zukünftig über WebShops laufen. Hier sind wir erst am Anfang, aber wir erwarten, dass dies der Normalfall für alle Standardprodukte werden wird.“
Aktionsfelder der ICT-Reseller
- „… den Kunden wächst die IT über den Kopf. Sie wollen, dass wir uns vollständig um ihren Arbeitsplatz kümmern. Managed Workplace wird für uns als Reseller ein tolles Thema.“
- „… Ein Profi muss Backup as a Service und insbesondere Security im Mail-Bereich anbieten können. Das ist unser Ackerfeld, welches wir bestellen müssen. Dies kann auch den Aufbau der eigenen Infrastruktur bedeuten.“
- „… unser Webshop muss noch ansprechender werden. Der Preis alleine macht es auch nicht. Der Bestellprozess, die Verfügbarkeit, Kommunikation und Schnelligkeit müssen bei allen Bestellungen klappen.“
- „… von Fachhändlern wie uns wird erwartet, dass wir neue Technologien und Produkte früh zeigen und anbieten. Wir haben zum Beispiel jetzt schon die entsprechende Kompetenz für 3-D Drucker und Anwendungen aufgebaut.“
Thomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG
Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.
Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Suchaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung der Concerto-Software-Suite und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,5 Milliarden Franken bzw. rund 20’000 Abfragen pro Tag.
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