ICT-ReSeller-Index: Umsatz steigt wieder
Der März 2018 liegt mit 71 Punkten um +3% über Februar. Die übliche Saisonalität mit Erholung nach dem Jahresauftakt setzt sich also auch im 2018 weiter fort. Das Vorjahr bleibt noch ausser Reichweite, wenn auch der Abstand leicht verkürzt werden konnte. Der Blick in die Details des ICT-ReSeller-Index liefert dennoch deutlich positive Signale bezüglich steigender Preise und Umsätze beim Schweizer Reseller. Können sich die ICT-Händler nun etwas entspannen oder sind weitere Entwicklungsschritte nötig?
Die Ergebnisse der seit längerem laufenden Neuausrichtung des Resellers werden nun auch in den Zahlen sichtbar. Es zeigt sich, dass dieser seine neue Rolle im Markt zunehmend souveräner ausfüllt. Wenn nun noch der Absatz steigen würde, wäre die Lage fast wieder wie in alten Zeiten. Die Hoffnung auf einen Doppellottogewinn – steigende Preise und steigende Menge – dürfte sich aber leider nicht erfüllen.
Der ICT-ReSeller-Index beruht auf mehreren Faktoren – unter anderem auf der Absatz- und Umsatzentwicklung. Betrachten wir nur die Umsatzentwicklung, stellt der März 2018 ein erstes Licht im Tunnel dar. Seit längerem liegt nun wieder ein Monatswert im Umsatz über seinem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Auch wenn dieser Vorsprung nur klein ist, so ist er doch bemerkenswert. Die spürbar geringere Menge, mit der gegenüber früher jetzt noch gehandelt wird, kann zu einem höheren Durchschnittspreis verkauft werden. Dadurch ist „weniger“ am Ende doch „mehr in der Kasse“.
Der ICT-Reseller hat inzwischen sein Sortiment umgestellt. Die Struktur von rund 34% Computern, 20% Computer nahen Teilen (Storage, Komponenten, Netzwerkteilen, etc.), 21% Peripherie, Zubehör und Verbrauchsmaterial sowie 25% anderen Artikeln ist seit einigen Monaten recht stabil. Diese neue, breitere und ausgewogenere Sortimentsstruktur spiegelt die neuen Anforderungen der Kunden wieder. Anspruchsvollere Fragestellungen mit Blick über den IT-Tellerrand hinaus sind die vom Reseller zunehmend zu leistenden Aufgaben.
Was erwarten die Kunden heute?
Die Kunden machen ebenfalls ihre Erfahrungen und haben eine harte Lernphase hinter sich. Nach einer Periode der technischen Euphorie werden die Risiken und Fallstricke vernetzter Systeme nun immer sichtbarer. Vermeintlich günstige Schnäppchen entpuppen sich mittelfristig als teure Fehlgriffe. Der Glaube, als Privatperson aber auch Unternehmen alleine ICT-Systeme zu verstehen, auszuwählen, zu implementieren und zu betreiben, löst sich zunehmend in Luft auf.
Die Bereitschaft, sich kompetente Unterstützung zu suchen, steigt spürbar und in einem hohen Tempo. Damit verbunden ist auch der Trend, nicht mehr unbedingt selber Besitzer einer Lösung sein zu wollen. Neben dem seit längerem schon bekannten „Software as a Service“ und dem zunehmenden „Application as a Service” sind inzwischen auch „Managed Workplaces” allgegenwärtig.
Kunden wollen immer weniger den Ballast komplexer Technologie, der mit Aufwand und Risiken verbunden ist. Viel lieber ist es ihnen, die Funktionen dann zu nutzen, wenn sie sie brauchen und entsprechend punktuell dafür zu bezahlen. „Pay-per-use“ wird in der Zukunft immer mehr Branchen und Funktionen erfassen. Auch der Schweizer ICT-Reseller wird sich darauf einstellen müssen.
Wohin führt die Entwicklung des Resellers?
Sprachen wir im Februar noch von der „Achterbahnfahrt unterschiedlichster Fragestellungen“, die der Reseller im Kontakt mit dem Kunden erlebt, so muss der Reseller der Zukunft sich auch weiter neue Geschäftsmodelle aneignen. Andere Branchen machen es vor: Wer heute eine Küche beim Fachhändler kauft, will das Gesamtpaket. Dazu gehört neben der Planung der neuen Küche und der Lieferung der individuellen Küchenteile auch der Ausbau und die Entsorgung der alten Küche, die Renovierung der Küche inklusive Einbau sowie der Anschluss und die Abnahme der neuen Küche als funktionsfähige Systemlösung.
Der Kunde erwartet vom ICT-Reseller das Gleiche. Am Ende muss das individuelle ICT-System mit den neuen Komponenten laufen. Nachdem der Händler sich in den letzten Jahren zum Berater und Service-Fachmann für ein immer breiter werdendes System-Spektrum entwickeln musste, soll er sich zukünftig wohl auch um Projektmanagement, Entsorgung und Finanzierung kümmern. Aus dem Dreibein-Reseller wird mittelfristig ein Vierbein-Modell. Im Anlagenbau ist dieser Trend schon länger bekannt, so dass man von EPC+F spricht: Engineering, Procurement, Construction plus Finance.
Die Anforderungen an den Reseller steigen also weiter und die beiden seit einiger Zeit erfolgversprechendsten Strategien setzen sich bei immer mehr Resellern durch. Wachse über eine kritische Grösse hinaus oder werde Teil eines partnerschaftlichen Netzwerks. Aber selbst die grössten ICT-Firmen stellen fest, dass sie nicht gross genug sind, um allen bereits heute bestehenden Anforderungen gerecht zu werden. Grösse schützt also nicht vor Risiken und Misserfolg. Nur die Mitgliedschaft in einer Netzwerkpartnerschaft hat sich als langfristig sichere Strategie bewährt. Hierzu muss man nur kurz einen Blick in die Evolutionsbiologie werfen.
Thomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG
→ Bericht Inside-Channels
→ Bericht IT-Markt
→ Bericht CEToday
Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.
Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Suchaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung der Concerto-Software-Suite und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,5 Milliarden Franken bzw. rund 20’000 Abfragen pro Tag.
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