ICT-ReSeller-Index: Neue Kompetenzen nötig

Der September 2018 liegt mit 59 Punkten um 9% über August und zeigt den typischen, saisonalen Herbstanstieg. Dieser startet jedoch von einer niedrigeren August-Basis und fällt zusätzlich noch geringer aus als im Vorjahr.
Die ICT-Reseller müssen sich neuen Herausforderungen stellen – bei der Anpassung des Angebotes an die Marktbedürfnisse wie auch bei der digitalen Transformation. Die Phasen 3 und 4 fordern vom ICT-Reseller neue Kompetenzen.
Stand per Ende September
Der September 2017 weist im Vergleich zum August 2018 eine Zunahme von 13% auf. Der September 2018 hingegen liegt mit -13% deutlich unter dem Vorjahresmonat. Insgesamt fällt der Rückgang zum Vorjahr im September leicht geringer aus als in den Vormonaten, die eine relativ stabile Trendgerade von -16% zum 2017 produziert hatten. Neu steht der kumulierte Rückgang mit -15% ganz leicht besser da. Von einem spürbaren Aufholeffekt kann aktuell jedoch noch nicht gesprochen werden.
Sehr gut sichtbar ist eine weitere Abnahme der Index-Schwankungen in der Tagesbetrachtung, was auf einen stabileren Geschäftsverlauf und weniger Aktionismus schliessen lässt – sowohl bei den Resellern, als auch bei ihren Kunden. Auf Tagesbasis ist auch sichtbar, dass die zweite September-Hälfte den üblichen Herbstaufschwung nicht fortgesetzt hat und sogar leicht unter die erste Hälfte des Monats gefallen ist.
Weitere Marktentwicklung
Der Oktober müsste sich eigentlich leicht über dem September ansiedeln, wenn man die Werte der letzten Jahre fortschreiben würde. Mit den schlechten Tageswerten in der zweiten Hälfte des Septembers ist dieses jedoch nicht mehr ganz sicher. Der Oktober könnte eventuell auf Niveau September oder sogar darunter liegen.
Letztendlich ist jedoch diese monatliche, punktuelle Entwicklung ähnlich dem Wetter und dem Klima. Für die strategischen Entscheidungen des Schweizer ICT-Resellers ist einzig die langfristige Entwicklung wichtig und die spricht eher für mehr „Dienstleistungen“ und weniger für „Hardware“. Trotzdem ist und bleibt Hardware ein elementarer Teil des Reseller-Geschäftes, solange der technische Fortschritt eine Steigerung an Rechenleistung und Verbesserung der Nutzungsqualität generiert.
Für den Normalanwender scheinen aktuell keine grossen „Game-Changer“ in Sicht. Selbst die neue Generation von iPhones stellt eher einen „homöopathischen, kontinuierlichen Verbesserungsprozess“ dar, als eine von vielen erhoffte neue „Disruption“ mit spürbarem Effekt auf die Infrastruktur.
Digitale Transformation in der 3. und 4. Phase
Wie schon früher berichtet, sind die Endkunden der ICT-Reseller mitten in der digitalen Transformation. Die technische Aufrüstung und Umstellung der Hardware-Strategien, wie sie beispielsweise mit der Umorientierung zur Cloud entstehen, sind für viele fast abgeschlossen (Phase 1). Die sich daraus ergebenden, neuen Prozesse sind vielfach definiert und auch dokumentiert (Phase 2).
Leider ist der Faktor Mensch deutlich langsamer in der Veränderungsfähigkeit. Sowohl „Können“ als auch „Wollen“ der vielen beteiligten Individuen wurde bislang vielfach überschätzt und muss gezielt als Themenfeld bearbeitet werden (Phase 3). Auch stellen die neuen, digitalen Technologien und Möglichkeiten grundsätzlich neue Anforderungen an Teams und Partnerschaften, so dass sich daraus immer mehr ein bislang stiefmütterlich behandeltes Projektarbeitsfeld auftut (Phase 4).
Wer nimmt die Herausforderung an?
Der ICT-Reseller kann sicher für die Phase 1 der digitalen Technik im engeren Sinne und oft auch noch für die Phase 2 der Digitalisierung der Prozesse seinen Kunden gut zur Seite stehen. Für die Phase 3 des Change Prozesses und Phase 4 der Kommunikation & Partnerschaften im digitalen Zeitalter müssen bewusst neue Kompetenzen in die Projekte zur digitalen Transformation einbezogen werden. Hier besteht ein offensichtlicher Mangel an Ressourcen – bei ICT-Resellern und Kunden. Oft fehlt auch die Bereitschaft, sich diesen Themenfeldern überhaupt zu öffnen.
Aus der digitalen Transformation werden, wie schon bei den Endkunden, auch bei den Resellern Gewinner und Verlierer hervorgehen. Interessanterweise werden wahrscheinlich die ICT-Reseller gewinnen, welche die Phasen 3 und 4 sowohl angehen „wollen“, als auch diese neuen Kompetenzen bei sich aufbauen „können“.
Um es noch klarer zu sagen: Der zukünftig erfolgreiche ICT-Reseller beherrscht seinen eigenen Change Prozess und ist in der Lage, am immer enger werdenden Arbeitsmarkt zu bestehen. Was das bedeutet, kann sich jeder selber an den fünf Fingern einer Hand abzählen.
Thomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG
→ Bericht IT-Markt
→ Bericht CE Today
Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.
Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Suchaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung der Concerto-Software-Suite und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,5 Milliarden Franken bzw. rund 20’000 Abfragen pro Tag.
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