Das Jahr 2016 bleibt weiter unruhig. Der ICT-ReSeller-Index Juni steht zwar mit 79 Punkten und einem Plus von 19% gegenüber dem sehr schlechten Mai wieder besser da. Jedoch bleibt auch der Juni mit 90 Punkten um -12% unter dem Vorjahreswert. Die kumulierte Differenz zum Vorjahr scheint sich nun bei rund -15% einzupendeln. Im 2015 war diese Lücke nach den ersten 6 Monaten „nur“ -7% zum Vorjahr 2014. Diese Zahlen lassen darauf schliessen, dass sich der generell negative Trend im Fachhandel beschleunigt hat.

Bei Betrachtung der Produktkategorien wird deutlich, woher der Rückgang beim Reseller kommt. Die grösste Produktkategorie „Computer“ machte früher (12/2014) beim ICT-Reseller noch 42% des Umsatzanteiles aus. Heute trägt die Kategorie mit 34% nur noch zu rund einem Drittel des Geschäftsvolumens bei. Die kumulierte Lücke für die Produktkategorie „Computer“ beträgt für das erste Halbjahr 2016 zu 2015 denn auch -23%. Dies zieht durch die grosse Gewichtung den Durchschnitt deutlich nach unten.

ICT-ReSeller-Index Juni 2016 / Schweiz Gesamt

Genau entgegengesetzt haben sich die Randsortimente „Peripherie“, „Zubehör“, „Verbrauchsmaterial“ und „Andere Artikel“ entwickelt. Noch vor zwei Jahren hatten diese Artikelgruppen zusammen einen Anteil von rund einem Drittel, während sie nun gemeinsam bei 43% liegen.

Auch interessant ist die durchschnittliche Preisentwicklung, die im Jahresverlauf über das ganze Sortiment einen Rückgang von -7% zu verzeichnen hat. Entgegen der Annahme, dass alle Sortimentsbereiche mit Preisrückgängen zu kämpfen haben, kann der Reseller im 2016 „Peripherie“, „Komponenten“, „Verbrauchsmaterial“ und „Andere Artikel“ zu höheren Preisen, bzw. höher wertigere Artikel verkaufen. Artikel aus den Bereichen „Storage“, „Software“, „Computer“ und „Netzwerk“ werden dagegen immer billiger, bzw. die höher wertigen, teureren Artikel finden am Markt nicht ausreichend Resonanz.

Dass sich der Markt grundsätzlich ändert, sieht man gut am Sortiment „Storage“. Neben dem drastischen Preisverfall pro verkaufte Einheit ist auch der eher auf Absatzmenge schauende Index-Wert für diesen Teil des ICT-Reseller-Sortiments nach unten gerutscht.

Spätestens seit Februar 2016 ist ein neues, deutlich niedrigeres Niveau im Intervall von 40 bis 60 Punkten zu beobachten. Trotz niedriger Preise kann Storage immer weniger verkauft werden. Die Cloud und auch schlankere Software-Applikationen reduzieren den ehemaligen Verkaufstreiber zu einem Randsortiment.

Der Reseller wird sehr wahrscheinlich bald in den anderen Produktkategorien eine ähnliche Bewegung feststellen. Statt reiner Quantität von z.B. Rechenleistung und technisch machbaren Funktionen wird zunehmend mehr Qualität zur Erfüllung individueller Fragestellungen gewünscht. Weniger ist mehr für den Kunden, aber der Reseller wird es damit schwerer haben.

 

Thomas Czekala, Verwaltungsrat ProSeller AGThomas Czekala
Verwaltungsrat ProSeller AG

 

Über den Autor: Thomas Czekala ist Partner, Gesellschafter und Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat zudem Mandate verschiedener anderer Firmen im Umfeld von Digitalisierung, Marktplätzen und weiteren innovativen Trends. Zusammen mit dem ProSeller-Team baut er für Kunden neue Marktplätze auf und arbeitet an der Weiterentwicklung des firmeneigenen ProSeller B2B E-Commerce-Marktplatzes auf Concertopro.ch, der inzwischen ein jährliches Einkaufsvolumen von über 1,5 Milliarden Franken verarbeitet. Er berät und hält Vorträge zu Fragen der Digitalisierung und Transformation. Als zertifizierter SAFe 4 Agilist und ehemaliger Manager und Gesellschafter der Scout24-Gruppe beherrscht er die modernen Projektmanagement- und Führungsmethoden im unsicheren Innovationsumfeld und kann auf ein breites Feld von Erfahrungen zurückgreifen.