Das Strategieberatungsunternehmen McKinsey übernimmt mit Orpheus den führenden Deutschen Software Anbieter im strategischen Einkauf. Das neue Angebot «Spend Intelligence» unterstützt Firmen bei ihrer Einkaufsstrategie mit Hilfe von KI-basierter Analytik – verbunden mit Fachwissen über den Beschaffungsmarkt. Mit dieser Software sind Einkaufsmanager in der Lage, Ausgaben- und Kostenanalysen genauer zu steuern, um einen grösseren Einkaufserfolg zu erzielen. Doch macht das Schweizer Unternehmen ProSeller das nicht auch?

Spend Intelligence by McKinsey heisst das neue Angebot des Strategieberatungs-Unternehmen durch die Übernahme mit dem 2005 in Nürnberg gegründeten Unternehmen Orpheus. Zusätzlich zur KI-basierte Analytik und den Servicemodellen erhält der Kunde Unterstützung bei der Datenanalyse. Das Ziel dieses Angebots ist ein grösseres Potenzial bei der Einkaufsstrategie zu identifizieren. Dieses soll sich mit dem neuen Produkt nachhaltig verbessern, ganz nach dem Motto «Im Einkauf liegt der Gewinn». Denn eine Verbesserung des Einkaufprozesses ist für die strategische Zukunft und deren Wertschöpfungskette ein wesentlicher Bestandteil. Mehr zur Übernahme auf der McKinsey-Webseite.

Kommentar der Redaktion:
ProSeller setzt McKinsey unter Zugzwang

Mit der B2B Einkaufsplattform Concertopro.ch ist ProSeller bereits seit längerer Zeit in der Lage, Preis-Benchmarking zu machen und so die Arbeit der Einkäufer effektiv zu bewerten.

Jetzt zieht auch McKinsey mit der Übernahme von Orpheus auf diesem Gebiet nach, wenn auch mit einem eher klassischen Ansatz. Es werden nur rein interne Beschaffungsdaten ausgewertet, während ProSeller Zugriff auf die Daten der Wettbewerber hat, um die Ergebnisse des Einkäufers zu beurteilen.

Zum einen hat McKinsey also weiter keinen Zugang zu Marktdaten für Benchmark-Analysen und kann somit nicht wirklich mehr anbieten als jetzt auch schon. Zum anderen wollen viele Firmen, gerade die grossen, auch nicht wirklich eine Veränderung der Einkaufsprozesse anstossen. Die genaue Kenntnis über die eigene Preisstellung bei Lieferanten würde bei vielen strategischen Einkäufern eines sichtbar machen: sie machen viel Wirbel ohne Mehrwert.

ProSeller konnte in Projekten belegen, dass gerade in Grosskonzernen vom Einkauf die Komplexität gesteigert wird, um bewusst oder unbewusst Intransparenz zu erzeugen und so eigene Boni-Programme besser rechtfertigen zu können.

Mit einer Beauftragung von McKinsey im Einkauf wird also das übliche Spiel neu aufgesetzt: Teure Berater ohne Praxiserfahrung mit toller Analyse-Software, die man sicher auch mit dem Titel „AI“ adeln kann, werden herausbekommen, dass man durch eine bessere Organisation mit ein paar weniger Leuten grosse Summen einsparen könnte. Zumindest auf Power-Point belegt. Alle zufrieden, insbesondere der Einkaufsmanager, der McKinsey mit der Analyse beauftragt hat.

Manager, die wirklich ihren Erfolg messen wollen, steigen in den Ring mit dem Wettbewerb. Skirennen werden auch nicht ohne Konkurrenz und Zeitmessung durchgeführt und vielfach gewinnt nicht der Fahrer mit der schönsten Technik.

Für den Einkauf bleibt es also weiter dabei: der Weg ist das Ziel, während im Vertrieb und der Produktion schon lange ein Umdenken stattgefunden hat: Das Ziel ist das Ziel. Und dieses kann man nur bewerten, wenn man sich direkt mit dem Wettbewerb misst. Bis das soweit ist, bleiben Einkäufer gut bezahlte Künstler.