Multikrisen-Situation lähmt den Handel
Der Absatz beim Distributor fällt den zweiten Monat in Folge spürbar. Mit -10% liegt der Mai 2022 deutlich unter dem April, der schon sehr schwach war. Fehlte im April im Wesentlichen das Angebot, so kommt nun im Mai auch eine schleppende Nachfrage dazu. Nach Ostern gab es offensichtlich eine konzertierte Verhaltensänderung. Etwas beruhigend ist, dass die Schweiz wohl nur etwas später dran ist: gemäss Salesforce shopping Index sind in Deutschland im ersten Quartal die ecommerce Umsätze bereits um -15% eingebrochen.
Multikrisen-Situation verunsichert Entscheidungsträger
Der Sturm hat sich bereits seit längerem angedeutet. Rahmenbedingungen sind im Umbruch, ohne erkennbare Richtung oder Antworten. Klimakrise und gesellschaftliche Überalterung, von USA über Europa bis nach China. Corona nimmt kein Ende und mit Affenpocken kommt ein zweiter Virus dazu. In China steht der grösste Hafen der Welt seit Wochen still und zeigt unsere Abhängigkeit. Der Ukraine-Krieg wird zum Dauerzustand, der alle Aufmerksamkeit in der Politik absorbiert.
Spürbar steigende Preise bei Nahrungsmittel und Energieträgern lassen die Kaufkraft in der Breite sinken. Eine Deflation ist kaum mehr zu vermeiden. Steigende Zinsen bei bereits sehr hoher Schuldenquote lassen Refinanzierungen platzen. Börsenkurse haben bereits deutlich nach unten korrigiert, insbesondere bei den Tech-Werten.
Abwarten, Feiern und Aussteigen
Der demografische Wandel begrenzt den persönlichen Denkhorizont vieler auf nur noch 5 Jahre. Die übrigen wissen nicht, ob sie sich freuen oder wütend sein sollen. Allen gemeinsam ist, dass sich in den letzten zwei Jahren viel aufgestaut hat. Prioritäten und Lebensmodelle haben sich verschoben. „New Work“, „No Work“ und „Keine Entscheidungen“ werden immer mehr zur bevorzugten Strategie. Nicht punktuell, sondern offensichtlich in der Breite. Zurück ins Office wollen nur wenige.
Aufräumen nach der Party
Natürlich wird es keinen totalen Zusammenbruch geben. Vielmehr ist die Zeit der Rückbesinnung auf das Wesentliche längst überfällig. Der globale Boom der letzten 30 Jahre ist definitiv erst einmal zu Ende. Jetzt gilt es, wie nach einer wilden Party, das eigene Haus wieder aufzuräumen. Das macht keinen Spass, ist aber nötig, will man nicht die nächste Zeit im Dreck leben. Denn eines ist gewiss: Nach der Party ist immer auch vor der Party.
Wer nicht zu den Opfern dieser Krise mit Ansage gehören will, priorisiert jetzt seine Prozesse, und sorgt für Effizienzsteigerungen bei den Top-Prioritäten. Gleichzeitig ist jetzt Pflicht, alte Zöpfe abzuschneiden und sich von Ballast zu trennen. Beispiele zeigen, dass bei weniger Umsatz deutlich mehr absoluter Gewinn zu erzielen ist. Krisen sind immer auch ideale Phasen zur Optimierung.
Was ist jetzt zu tun?
Auf die richtigen Massnahmen kommt es jetzt an.
Es gilt jetzt Strukturen und Leistungen und Angebot zu straffen und zu bündeln. Sich auf das wesentliche konzentrieren ist entscheidend.
- Prozesse neu priorisieren.
- Effizienzsteigerung bei den Top-Prioriäten gezielt anstreben
- sich vor unnötigen Ballast und ineffizienten Prozessen trennen
- weniger ist mehr.
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Thomas Czekala ist Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat in diversen Rollen als Controller und Data Analyst gearbeitet. So z.B. als Group Controller der Scout24 AG und CFO der JobScout24 International AG. Er ist als Gesellschafter, Beirat, Verwaltungsrat und Consultant in verschiedenen Branchen aktiv und hat dadurch Einsicht in viele aktuelle Trends.
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Der Index ist ein Service der ProSeller AG, die mit der Applikation Concerto unangefochten der grösste B2B Online-Marktplatz für ICT-Artikel in der Schweiz ist. Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Beschaffungsaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung von Concerto und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,2 Mrd. CHF bzw. rund 20 TSD Abfragen pro Tag. Concerto bündelt und harmonisiert täglich die aktuellen Daten von mehr als 60 angeschlossenen Distributoren mit über 1.3 Mio. verfügbaren Artikeln von über 7’000 Herstellern. Für über 2‘300 Einkäufer und damit 90% aller relevanten Schweizer ICT-Reseller stellt „Concerto“ damit seit 2001 das digitale Rückgrat ihres Ein- und Verkaufs von ICT-Artikeln dar.
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