ICT News September 2023Der Herbst 2023 fängt mit wieder besseren Verkaufszahlen an, einzig getrübt durch hohen Druck auf die Preise. Mit einem Wert von 43 Punkten im September steigt der ICT-Reseller-Index um 30% zum historisch schlechten Vormonat. Im Vorjahresvergleich liegt der Index noch um -20% zurück, scheint aber auf Erholungskurs zu sein.

Die Preise fallen weiter. Allein innerhalb nur eines Monats um -6%. Über 12 Monate sind ICT-Artikel um deutlich -14% günstiger geworden und über 24 Monate sind die Preise um inzwischen -10% gefallen. Die Lager sind weiter voll. Punktuelle Rabattangebote sorgen für eine Entlastung. Bei Laptops wurden Preise z.T. um 50% reduziert, um Kunden zum Kaufen zu bewegen. Mit derartigen Angeboten konnte das Geschäft im Vergleich zum sehr schwachen August im Berichtsmonat September wiederbelebt werden.

Wirtschaftsbasis trägt Umsatz

Auch wenn sich der Nebel nur langsam lichtet, beginnt das Standardgeschäft der Schweizer Wirtschaft zumindest für eine Basis an Aufträgen zu sorgen. ICT-Hardware wird immer gebraucht und muss ersetzt werden. KI und die digitale Transformation können nicht grundsätzlich aufgehalten werden. Zu dieser Erkenntnis kommen immer mehr Entscheider und lösen vorsichtig die Bremsen.

Klare Richtungen zur Lösung von Klima- und Demografischem-Wandel oder der Zukunft mit KI als Co-Pilot sind nicht in Sicht. Trotzdem werden immer mehr Optionen sichtbar, wie die Zukunft aussehen könnte. Allein das ist schon als positiv zu bewerten und führt zu einer zunehmenden Bewegung bei Bestellungen.

Digitalisierung für und mit dem Menschen

Wir hatten es bereits früher thematisiert, dass Digitalisierung die Tendenz besitzt, eigene Dynamik zu verursachen. Wenn es technisch möglich ist, alles mit allem zu vernetzen, dann wird das auch versucht. Wenn es keine bestehenden Tools für spezielle Fragestellungen gibt, dann werden sie selbst gebaut oder gekauft. Der sich daraus über die Zeit ergebende digitale Flickenteppich führt zwangsweise zu einer immer grösseren Herausforderung im technischen Betrieb, der in der IT-Szene gegenwärtig jedoch noch immer gut zu bewerkstelligen ist.

Bislang unbeachtet sind die Effekte, die ein solcher digitaler Flickenteppich bei den Mitarbeitern und Anwendern verursacht. Mag eine IT-Architektur technisch machbar sein, so ist diese noch lange nicht auch auf Dauer für Menschen passend. Die seit Jahren steigende Zahl an Burn-Out-Fällen ist nicht unerheblich durch digitale Tools, vernetzte Prozesse und die Always-Online-Kultur mitverursacht worden.

Überfällige Bereinigung digitaler Tools und Vernetzungen

Fest steht, dass die Nachfrage zumindest auf Sicht weiter schwach bleiben wird. Sie wird aber auf dem jetzigen Basisniveau stabil bleiben. Auch steht fest, dass die generellen Herausforderungen bzgl. Klima, Demografie, Wirtschaft und Einsatz der künstlichen Intelligenz für den einzelnen insgesamt unlösbar sind. Wir müssen einsehen, dass das nur im Zusammenspiel mit allen Beteiligten gelingen kann.

Was zu einer Erleichterung und Wiederbeschleunigung führen könnte, ist die Fokussierung auf die wesentlichen Dinge. Der Beginn dazu wäre, aufzuhören, alles mit allem zu vernetzen. Stattdessen bewusst die 80/20 Regel anwenden. Nicht mehr blind zu optimieren, sondern erst die wichtigen Dinge herausfiltern und diese dann so gut wie möglich erledigen. Ja, dazu gehört es dann auch, Dinge bewusst nicht zu machen.

Für Unternehmen bedeutet das, sich wieder ihrem Kern zu nähern. Was sind die Hauptprozesse, die den «Laden» am Laufen halten? Das sind nie viele und wenn, dann sollte man das hinterfragen. Genau diese Kernprozesse sind dann aufzuräumen und gut zu organisieren. Die anderen Prozesse sind zu reduzieren oder sogar zu eliminieren. Das ist anstrengend, weil viele Mitarbeiter ihre geliebten Komfortzonen verlieren.

Nachhaltige IT als Neustart für ICT-Reseller

Für die ICT-Reseller und auch ICT-Distris ist das eine Chance. Denn gerade diese Kompetenz zur Aufräumarbeit wird zukünftig immer mehr gefragt sein. Nicht immer mehr neue Tools, Devices und Flickenteppiche, sondern eine nachhaltige IT-Architektur ist die Basis stabiler Geschäftsprozesse. Gerade dann, wenn die Gesellschaft älter wird und die nachfolgenden Generationen den Ball übernehmen sollen. Die Alternative wäre, dass der Ball ins Aus fliegt.

Thomas Czekala
Senior Partner
ProSeller AG
thomas.czekala@proseller.ch


Thomas Czekala ist Verwaltungsrat der ProSeller AG. Er hat in diversen Rollen als Controller und Data Analyst gearbeitet. So z.B. als Group Controller der Scout24 AG und CFO der JobScout24 International AG. Er ist als Gesellschafter, Beirat, Verwaltungsrat und Consultant in verschiedenen Branchen aktiv und hat dadurch Einsicht in viele aktuelle Trends.

Zum ICT-ReSeller-Index
Der Index ist ein Service der ProSeller AG, die mit der Applikation Concerto unangefochten der grösste B2B Online-Marktplatz für ICT-Artikel in der Schweiz ist. Der Index wird täglich ermittelt und einmal monatlich für den laufenden Monat fixiert. Er basiert auf den anonymisierten Beschaffungsaktivitäten der ICT-Reseller bei Verwendung von Concerto und repräsentiert damit ein jährliches Einkaufsvolumen von ca. 1,2 Mrd. CHF bzw. rund 20 TSD Abfragen pro Tag. Concerto bündelt und harmonisiert täglich die aktuellen Daten von mehr als 60 angeschlossenen Distributoren mit über 1.3 Mio. verfügbaren Artikeln von über 7’000 Herstellern. Für über 2‘300 Einkäufer und damit 90% aller relevanten Schweizer ICT-Reseller stellt „Concerto“ damit seit 2001 das digitale Rückgrat ihres Ein- und Verkaufs von ICT-Artikeln dar.

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